Wintersemester 20/21

whyso⌂empty? Ein Leerstandsmelder für die Stadt Kassel

Der Griff zur Lupe

Leerstand in der Stadt Kassel

Beim Stadtspaziergang durch Kassel fällt schnell auf, dass vermehrt Flächen, Räume, ganze Gebäude sowie Brachen leer stehen und nicht genutzt werden.

Eine solche Dynamik gehört mittlerweile meist wie selbstverständlich zur Stadtstruktur und zum Straßenbild. Hiervon sind nicht nur Wohngebäude betroffen, sondern auch Büro-, Gewerbe- und Einzelhandelsimmobilien sowie Brachflächen, welche oft nicht genutzt werden und leer stehen.

Gleichzeitig herrscht Bedarf an Flächen, Wohnungsnot und ein gesellschaftlicher Anspruch auf funktionierende und belebte Städte. 

Also warum nicht das eine Problem mit dem anderen lösen?

Dieser Thematik wollen wir in einem wissenschaftlichen Kontext auf den Grund gehen und Arbeitswerkzeuge der Stadtentwicklung anwenden und konzipieren.

Aus Alt machen wir Neu

Gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung

whyso⌂empty? will leer stehende und untergenutzte Räume in Kassel als städtische Ressourcen neu bewerten und zu Experimentier- und Möglichkeitsräumen machen. 

Dabei greift die studentische Initiative forschendes Lernen auf und macht die Ergebnisse für reale Stadtentwicklung dauerhaft nutzbar.

Wesentlich ist die Entwicklung von Werkzeugen für eine Verstetigung, die in einem längerfristig angelegten „Lab“ an der Universität mit wechselnden Teilnehmer*innen und einer Kooperation mit der Stadtgesellschaft eine Fortschreibung der Ergebnisse ermöglichen.

Grundlegendes Ziel ist es, das Bewusstsein hinsichtlich Stadt, Gestaltung und Nutzung zu schärfen und die Bevölkerung unmittelbar an Stadtentwicklungsprozessen zu beteiligen.

Primäres Ziel ist dabei die Erstellung einer Datenbank für Leerstände: Das Potenzialraumkataster für die Stadt Kassel.

Whysoempty goes Südstadt

Und wie geht das?

Da die Leerstands-Thematik bisweilen in der Stadt Kassel sowie an der Universität Kassel nicht speziell beleuchtet wurde, jedoch unseren Alltag in der Stadt stetig beeinflusst, konzipierte und initiierte B. Sc. Maximilian Frey das studentisch-organisiertes Projekt am Fachgebiet Stadterneuerung und Planungstheorie.

Zusammen mit Prof. Dr.-Ing. Uwe Altrock, B.Sc. Johannes Michaelis und B.Sc. Leon Krompos wurde im Oktober 2020 der Grundstein gelegt und die Marke whyso⌂empty? am Fachbereich 06 ASL aufgebaut.

Mit einem Team von etwa 60 Studierenden wurde die Stadt Kassel systematisch auf Leerstände, bzw. Potenzialräume analysiert. Diese quantitative Erhebung wurde durch eine qualitative Analyse ergänzt, sodass die erhobenen Daten folgend in einer Datenbank kategorisiert und eingepflegt wurden.

Darüber hinaus entstanden für individuelle Potenzialräume Nutzungskonzepte und -entwürfe, die insbesondere das verborgene Potenzial der Leerstände sichtbar machen. Dazu werden die Gegebenheiten des Ortes und seiner Umgebung analysiert, um daraus abzuleiten, welche Nutzung(en) das Quartier sinnvoll ergänzen würde(n).

Übergeordnet initiierten und konzipierten Studierenden Installationen, Veranstaltungen und Aktionen, um das Thema für die Stadtbevölkerung von Kassel sichtbar zu machen.

Ergebnisse (Dreamwork makes the Team work)

Was halten wir fest?

Orga, Orga, Orga - ein selbstorganisiertes Projekt mit mehr als 50 Teilnehmende zu koordinieren ist gar nicht so leicht.

Als nun fester Bestandteil des Lehrangebots am Fachbereich 06 ASL der Universität Kassel haben wir das Ziel der Verstetigung erreicht. Im Prozess entwickelte Leitfäden und HowTo’s stützen diesen Verstetigungsgedanken.

Größter Erfolg war die Erstellung und inhaltliche Ausarbeitung des Potenzialraumkatasters auf gesamtstädtischer Ebene. Mehr als 100 Einträge konnten in der Datenbank verzeichnet werden. Bei der Veröffentlichung des Potenzialraumkatasters kam un vorerst der Datenschutz in die Quere

Die ersten Konzepte und Entwürfe für individuelle Potenzialräume zeigen indes erste Nutzungsideen, die verschiedene zeitliche Dimensionen beinhalten. Mit Forschungen, die im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit stattfanden, konnten erste Ergebnisse eines qualitativen Leerstandmanagements verzeichnet werden. 

Darüber hinaus konnten wir ein Netzwerk aus wissenschaftlichen Expert*innen, Personen der Zivilgesellschaft und Institutionen aus Politik und Verwaltung aufbauen und uns als Ansprechpartner auf dem Gebiet etablieren. Dadurch ist es uns möglich zur Thematik zu informieren und als Schnittstelle zwischen Zivilgesellschaft und Wissenschaft zu agieren.

Hier ein kleines Interview, zu welchem wir im Januar 2021 eingeladen wurden.

Gespräch Grüne Kassel (Steffen Müller) und whyso⌂empty? (B.Sc. Maximilian Frey, B.Sc. Johannes Michaelis): Leerstand: was tun?!

https://www.youtube.com/watch?v=c8mvnAwahKI&t=2616s

What’s next?

Wie geht es weiter?

Das Wintersemester 20/21 galt als Testballon für einerseits die Entstehung einer studentischen Initiative und andererseits die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Leerstand in der Stadt.

Aufgestellte Thesen konnten bestätigt, die Grundthematik ausgeweitet und ein Lehrangebot entwickelt werden.

Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung haben wir festgestellt, dass die Zugänglichkeit der wissenschaftlichen Ergebnisse künftig eine stärkere Rolle einnehmen muss, um insbesondere gezielt mehr die Öffentlichkeit zu erreichen: Die Idee einer Webseite ist geboren.

Im Zuge des Unterstützungsschreibens des Kulturamt Kassels forcieren wir künftig eine Kooperation mit der städtischen Verwaltungsstruktur, um insbesondere Synergien zwischen Projekten entstehen zu lassen und ein gemeinschaftliches Handeln in der Stadt Kassel zu fördern.